Weberin: Ist das ein Beruf?

Mit dieser Frage begann Charlotte Engstad ihren Vortrag am Aprilmeeting. Ja, Weberin ist ein Beruf und Charlotte ist eine Meisterin. Sie absolvierte eine 3-jährige Lehre und besuchte anschliessend Fachschulen.

Nach der Heirat zog sie mit ihrem Ehemann in dessen Heimat, nach Norwegen. Da ihr Mann oft und viel auf Reisen war und sie ihn mit ihren vier Kindern nicht begleiten konnte, liess sie ihre handwerklichen Fähigkeiten (Metall-, Holzbau, Stricken, Spinnen, Nähen, Stoffe färben) wieder aufleben. Sie entdeckte bei ihrer Schwiegermutter einen alten Webstuhl, liess ihn aufrüsten und begann mit Weben. Der Startschuss zu ihrer neuen Leidenschaft, dem Weben war gefallen. Charlotte baute eine Werkstatt mit fünf Webstühlen auf, webte Trachtenstoffe auf Bestellung und konnte bald an Engros-Messen teilnehmen. Ein weiteres Standbein wurde das Stricken auf der Maschine. Viele Mützen, Halstücher und Pullover fanden einen dankbaren Besitzer.

Im Jahr 2020 beschloss die Familie in die Schweiz umzuziehen, genauer in die Bäuert Mannried, einem Dorfteil der Gemeinde Zweisimmen.

Leider mussten viele Stoffe, wegen der hohen Zölle, in der alten Heimat zurückbleiben. Doch die grossen Webstühle stehen nun im neuen Heim der Familie Engstad. Hier webt Charlotte weiterhin Teppiche, Halstücher, Wolldecken und weitere Produkte werden folgen.

Charlotte arbeitet nun hauptsächlich als Journalistin bei der Simmental Zeitung. Gleichzeitig ist sie Redakteurin der Zeitschrift «Textilforum». Eine Zeitschrift auch für Quilterinnen! Es erscheinen Texte über Textilkultur, -geschichte, -kunst, Nähen, Stricken, Weben, Quilten… alles, was das textile Herz begehrt. Übrigens: Abo-Bestellungen für das Textilforum nehme ich gerne entgegen. Einen Blog von Charlotte findet ihr unter: https://www.weberin.ch

Marianne Hodel